Uwe Steinbrueck

Uwe Steinbrück

H E R B S T – vier fotografische Variationen – eine Selbstbefragung

Meine Beschäftigung mit der analogen Fotografie ist eine handwerklich geprägte. Sie basiert auf chemischen und physikalischen Prozessen im Fotolabor. Dabei erweitern sich meine Kenntnisse und Erfahrungen in der Realisierung des fotografischen Bildes. Dieser Prozeß wird, um den Titel des Ausstellungsthemas aufzugreifen, durch meine künstlerische Intelligenz gestaltet.

So entstehen einerseits klassische schwarz-weiß-Abzüge vom Negativ – siehe Bildbeispiel 1 – und durch Laborexperimente vom klassischen Abzug abweichende Ergebnisse, die das Ziel verfolgen, weitere mögliche Erzählungsebenen den Fotografien hinzuzufügen – siehe Bildbeispiel 2.

Solche Abzüge sind Unikate und ich bezeichne sie als „Finegrafien“. Diese Arbeits- weise ist zeitaufwendig und es gelingt nicht jeder Abzug. Sie ist spannend und lustvoll, so versuche ich alle im Labor gesammelten Erfahrungen kreativ zu nutzen.

Soweit zu meiner künstlerischen Intelligenz – hier bin ich der alles Gestaltende.

Wird mit Hilfe eines Computers eine solche Finegrafie digitalisiert, stehen automatisch Algorithmen (Computerprogramme) der künstlichen Intelligenz für weitreichende Eingriffe in die Bildgestaltung zur Verfügung. Die Spanne reicht von simulierten Prozessen analoger Fotografie (z.B. Solarisation und Farbverschiebungeil
– siehe Bildbeispiel 3) – bis hin zur Simulation grafischer Techniken (z.B. Mezzotinto – siehe Bildbeispiel 4).

Die Verwandlung der digitalen Bilddaten zeigt sich bei jedem Arbeitsschritt am Computer unmittelbar. Das Bild erscheint, da mir die Befehlsfolge des im Hintergrund wirkenden Computerprogramms unbekannt ist, in einer mich überraschenden Optik.

In einer Art Ping-Pong mit den digitalen Algorithmen erzeuge ich immer andere Bildvarianten, aus denen ich lediglich auszuwählen habe. Jede Veränderung durch die künstliche Intelligenz überrascht mich und ist mir gleichzeitig selbst ein Rätsel.

Soweit zur künstlichen Intelligenz – hier bin ich nicht mehr der alles Gestaltende.

Das nährt Zweifel.

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