Turbulenzen - Thüringer Kunst
spiegelt ihre Zeit
Das Thema „Turbulenzen – Thüringer Kunst spiegelt ihre Zeit“ eröffnet ein breites Feld von Anknüpfungspunkten. Wir leben in turbulenten Zeiten: Weltweite gesellschaftliche Umbrüche, kriegerische Konflikte und politische Krisen, dramatische Veränderungen von Klima und Ökologie und digitaler Wandel stellen Gesellschaften und Individuen vor große Herausforderungen. In Phasen des Übergangs und in Epochenumbrüchen hat Kunst immer schon auf Turbulenzen reagiert und Veränderungen oft sogar vorweggenommen: Neue Themen wurden aufgenommen, Formgesetze wurden neu definiert, Regeln wurden verworfen, Methoden wurden entwickelt. Kunst war und ist stetig im Wandel, aber wie verhält sich bildende Kunst in der gegenwärtigen Epoche? Wie und wo werden Störungen, Unruhe und Krisen sichtbar?
43 Thüringer Künstlerinnen und Künstler geben Antwort: In klassisch bildnerischen Ausdrucksformen wie Malerei, Grafik und Skulptur, aber auch mit Installationen, Video-Arbeiten sowie experimentellen, prozesshaften Methoden machen sie ihre Position und ihr Verhalten angesichts von Störungen und Unregelmäßigkeiten als gestalterische Herausforderung und gleichzeitig auch als unumgängliches Phänomen der Lebenswelt sichtbar.
Wirbel, gebrochene Formen und Überlagerungen werden in Form, Komposition und Struktur umgesetzt und nicht selten zeigt sich, dass sie auch eine ästhetische Qualität haben. Dabei wird immer auch eine sinnbildliche Dimension eröffnet: Aus der Wahrnehmung der Welt werden Symbole als Motiv und Formereignis entwickelt.
Turbulenzen, Brüche und der Verlust des Gleichgewichts bergen auch Potential, wenn sie als Herausforderung angenommen und als Impulse für schöpferisches Handeln genutzt werden. Kunst hat die Kraft, das Ungeordnete zu ordnen und dem Verlust von Kontrolle eine positive Umnutzung entgegenzusetzen.
Und nicht zuletzt reagieren Thüringer Künstlerinnen und Künstler unmittelbar mit visuellen Botschaften auf gesellschaftliche und politische Phänomene, auf Krisen und Gefahren. Sie fragen, sie warnen und sie bekennen sich. Und der Frage, ob Kunst die Welt zu retten vermag, wird das Vertrauen in die Kraft schöpferischen Handelns entgegengesetzt.
Dr. Angelika Steinmetz-Oppelland
Kuratorin