Thomas Freytag

Thomas Freytag

Anfang der 1970er Jahre spukte „Künstliche Intelligenz“ durch die Medien. Verbundene Datensätze, die man „Expertensysteme“ nannte, waren in aller Munde. Dann wurde es still. Publikumserwartungen wurden vermutlich nicht bedient. Dank schnellerer Prozessoren, mehr Speicherkapazität, Internet, Cloud Computing und den damit verbundenen Fortschritten bei der Mustererkennung und Verarbeitung natürlicher Sprache entstand der neue Hype (um nicht zu sagen: eine neue Hysterie).

KI ist ein Werkzeug und zwar ein mächtiges und wissenschaftlich-technische Entwicklungen haben immer beides induziert: Nutzen und Missbrauch. Auch die Angst vor Konkurrenz und Degradation menschlicher Produktion ist nicht neu – von den Maschinenstürmern über Fotografie, Film, Tonfilm, Fernsehen bis zum Computer.

Heute sind mit KI neue bildgebende Möglichkeiten verbunden. Besonders interessant sind die, die sich durch maschinelles Lernen und dem damit verbundenen Trainings-verfahren ergeben. Die neuesten Bilder generierende KI-Systeme sind so genannte GANs, Generative Adversarial Networks. Der Mensch ist nicht mehr allein im Dialog mit einer Maschine, einem Algorithmus, er wird auch durch ein weiteres Programm ergänzt: zwei konkurrierende neuronale Netzwerke, ein „Generator“ und ein „Diskriminator“ arbeiten dabei mit- und gegeneinander. Diese Systeme werden laufend verbessert und sind heute schon beängstigend gut ...

Ein grundsätzliches Problem sind der zunehmende Verlust traditioneller, normativer formalästhetischer Werte und die menschliche Kritikfähigkeit. Was „gut“ oder „schlecht“ ist wird heute zum Beispiel massenmedial mit „likes“ verhandelt. Die heutige KI-Forschung, die sich natürlich auch theoretisch mit KREATIVITÄT auseinander setzt, bezieht inzwischen nicht nur Lernprozesse, sondern unter anderem psychophysikalische und ökologische Eigenschaften von Reizmustern ein. Neuheit, Überraschung, Komplexität, Mehrdeutigkeit und Rätselhaftigkeit als sogenannte „kollative“ Variable werden hinsichtlich Erregungspotenzialen von Reizmustern untersucht – Untersuchungen, die dazu beitragen, auch die oben genannte ästhetische Problematik zu „entschärfen“.

Wohin wird uns das führen?
Die Frage kann nicht durch die Beurteilung der „künstlerischen“ Fertigkeiten einer KI beantwortet werden, sondern alle Einsatzbereiche müssen untersucht werden.
Das Ergebnis: OFFEN ...

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