Lorenz Lindner

Lorenz Lindner

Der Arbeitskomplex „Probleme” besteht aus einer von mir initiierten Kollaboration mit Bäumen und Bruchstücken von Fahrradreflektoren. Im Frühjahr appliziere ich von der Straße gesammelte Reflektorenfragmente an einen Haselnussbaum. In der fortlaufenden Wachstumsphase beginnt der Baum sich mit den Splittern zu arrangieren, sie teilweise einzubinden, abzustoßen oder förmlich zu verschlingen.

Durch die Applikation mache ich dem Baum einen Vorschlag – wie er reagiert, ist völlig ergebnisoffen. Die Geschwindigkeit dieses Prozesses steht unserer Schnelllebigkeit gegenüber und ist so langsam, dass wir ihn nicht erfassen können. Durch Auswahl und Trocknung wird aus dem Fließenden etwas Erstarrtes, Skulpturales und die Zeit scheint stehen zu bleiben.

Die Reflektoren am Baum können hier exemplarisch gesehen werden, wenn man das Problem im Sinne einer Vorgabe oder Aufgabe für eine Reaktion versteht. Probleme sind omnipräsent im künstlerischen Schaffen.

Als Künstler fungiere ich hier als Vermittler zwischen der Formgebung des Baumes und urbaner Zufälle. Hier spiegelt sich die Komplexität künstlerischen Schaffens wieder. Es ist unter anderem verknüpft mit Lebensumständen, Zufällen und Biografien. Die Wahl der Mittel, die genutzt werden, ist offen.

Der Werkkomplex „Probleme” ist ein seit 2018 laufendes Projekt. Die Zeit zwischen der Anbringung und der Ernte der Objekte beträgt zwischen einem und drei Jahren.

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