Mario Bierende und Matthias Richter

Die Neu-Erfindung des

Wie Original und Bearbeitung

Pantographen als Instrument für

gleichzeitig entstehen

den simultanen Künstler-Dialog.



Mario BIERENDE

Papierschnitte, -objekte und -installationen
WEIMAR

Matthias RICHTER

Lern- und Spielmittel, Produktdesign
WEIMAR

Ein Pantograph ist ein mechanisches Präzisionsinstrument, mit dem man Zeichnungen im gleichen, kleineren oder größeren Maßstab übertragen kann. Durch die stufenlose Verstellung der Gelenkwinkel beziehungsweise der Position des Stiftaufnehmers ist ein beliebiger Maßstab wählbar. Im Normalfall wird mit einem Abtaster eine bereits vorhandene Zeichnung abgefahren. Über die Mechanik wird sie mittels eines Stiftes auf einen Bogen Papier übertragen. Der hier gezeigte Pantograph wurde von uns allerdings modifiziert: Anstelle eines Abtasters auf der einen Seite und eines Stiftes auf der anderen Seite sind nun beide Enden mit Stiften versehen.


Im Tandem können somit beide Partner im Wechsel auf die eigene Zeichnung und auf die Zeichnung des Gegenübers Einfluss nehmen. Während der Eine zeichnet, schaut der Partner gegenüber zu. Nach einer Weile wird gewechselt. Eine Beschwerung des Stiftes auf der Zuschauer-Seite ist von Nöten.


MATTHIAS RICHTER: „Damit der Druck des gegenüberliegenden Zeichenstiftes auf dem Papier eine etwa gleich starke Linie erzeugt, beschweren wir ihn mit zusätzlichen Gewichten in Form von auf den Stift aufsteckbaren Holzzylindern. Diese werden bei jedem Wechsel auf den gegenüberliegenden Stift gesteckt.“

Spielerisch entstehen nach und nach zwei Zeichnungen, die sich sehr ähneln, aber nicht ganz gleich sind. Die Mechanik ermöglicht keine perfekte Kopie. Die von Hand gezeichnete Linie fällt meist ein wenig stärker aus als die durch das Gerät übertragene Linie. Der Prozess des Zeichnens ist dabei sehr faszinierend. Vielfältige Gestaltungsarten ergeben sich durch weitere Möglichkeiten.


MATTHIAS: „Nach mehreren Zeichenaktionen wechseln wir die Stifte. Hatten wir zunächst harte verwendet, sind es nun welche mit mittlerem Härtegrad. Die stärker akzentuierten Linien schieben sich nun in den Vordergrund. Das gegenseitige Reagieren auf die Aktion des anderen macht den Prozess spannend und aktiviert die Neugier auf den weiteren Verlauf. Dabei scheinen mir die Reaktionen des anderen unvorhersehbar und doch im Nachhinein plausibel.“


Beide Partner nehmen Einfluss auf die Gestaltung der Blätter. Beide Akteure erhalten am Ende jeder ein Kunstwerk, an dem der Andere mitgewirkt hat. Der Pantograph ist selbst nur ein Hilfsmittel u. a. zur Duplizierung. Die Benutzer können mit dem mechanischen Apparat miteinander in Dialog treten.


MARIO BIERENDE: „Das Gerät ist letztendlich ein Werkzeug, das unsere Zusammenarbeit ermöglicht hat. Die entstandenen Zeichnungen sind aufgrund des wechselseitigen Eingriffs und der simultanen Entstehung authentisch Original und Kopie zugleich.“

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