Liila Choi

Liilá Choi

Wyatt Gwyon, der Stilfälscher aus William Gaddis’ Roman „Die Fälschung der Welt”, bezeichnete Originalität als romantische Krankheit und wer weiß, ob eine KI demnächst dasselbe sagen wird oder wir sie dauerhaft vom Wert künstlerischer Originalität überzeugen. Gewiss, Begriffe sind dehnbar, aber haben künstliche neuronale Netze schon eine neue Methode bildnerischer Gestaltung entwickelt, die ästhetisch Perspektiven öffnet?

Für „Rot”, „Gelb” und „Blau” nahm ich besagte Grundfarben und jeweils ein altbekanntes Motiv* auf, mit dem sich bereits andere Künstler auseinandersetzten. Zu diesem Motivaufgriff wären Computer ebenfalls imstande. Doch wie die meisten meiner früheren Werke sind auch diese nicht einfach nur gemalt, sondern entstehen in einem aufwendigen Prozess.

Die Bildträger fertigte ich aus über hundert Blättern Maulbeerbaumpapier an, wobei ich jedes Blatt Papier mit Farbe und Leim übereinander klebe. Nach angemessener Trockenzeit ist die entstandene Papierplatte ähnlich wie Holz. Das Papier wurde so seiner Herkunft wieder nähergebracht. Aus diesen Platten mit unterschiedlichen Farbschichten schnitzte und ritzte ich dann Relief-Bilder – eine nicht-traditionelle, von mir selbst entwickelte Methode, die eine spezifische optische Wirkung ermöglicht.

* Wer die verwendeten Motivformen nicht wiedererkennt, dem helfen eine Smartphone-Kamera und eine Mobile-App zur Bilderkennung mittels KI-Software.

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