Claudia Rieck und Karl Heinz Bastian

Der Gedankenaustausch

Polarität als

bietet Chancen zur Weiterentwicklung

zentrales Thema

und Vertiefung.



Claudia RIECK

Freie Kunst
JENA

Karl Heinz BASTIAN

Malerei, Grafik
WEIMAR

Meinen Tandempartner Karl Heinz Bastian besuchte ich im Juli in Weimar zu einem Treffen in seinem Atelier. Er schlug das Thema „Polaritäten“ vor. Wir einigten uns, dazu selbstständig zu arbeiten. Per E-Mail haben wir uns über den Arbeitsverlauf ausgetauscht.


Es ist eine Arbeit über die Zerbrechlichkeit des Lebens. Mit all ihren Höhen und Tiefen, mit unseren Gewinnen und Verlusten, Liebe und Einsamkeit, unseren Wünschen und Hoffnungen. Sie erzählt von Leben und Tod, von Himmel und Erde.


Insgesamt lehrt uns das Leben, es ist immer in Bewegung und läuft in unterschiedlichen Phasen und Rhythmen ab. Das gilt sogar ganz generell für alles, was wir auf der Welt vorfinden. Alles schwingt und verändert sich in rhythmischen Zyklen.


CLAUDIA RIECK



POLARITÄT ALS EIN ZUSAMMENSPIEL KOMPLEMENTÄRER GEGENSÄTZE


Im östlichen Kulturkreis war unter dem Yin-Yang-Symbol die Polarität seit Jahrhunderten als philosophische Weltbetrachtung und praktische Anleitung zu harmonischer Lebensgestaltung ein prägender Gedanke. Chuang Tzu (365– 290 v. Chr.): „Im Wandel und im Wachstum aller Dinge hat jeder Keim und jeder Zug die ihm gemäße Form. Darin sehen wir allmähliches Reifen und Verfallen, den konstanten Fluß von Wandlung und Wechsel.“


Meister Eckhart in seiner Predigt 28: „Wie wunderbar: draußen stehen wie drinnen, begreifen und umgriffen werden, schauen und das Geschaute selbst sein, halten und gehalten werden – das ist das Ziel, wo der Geist in Ruhe verharrt, der lieben Ewigkeit vereint.“


Johann Wolfgang von Goethe, sich auf Emanuel Kant berufend, sah die „Urpolarität“ als Entwicklung bewirkendes Prinzip, das „die Mannigfaltigkeit der Erscheinungen durchdringt und belebt“.


Im Weltbild der modernen Naturwissenschaften, insbesondere der Physik, wurden sich ausschließende Gegensätze als Einheit in einem komplementären Wechselspiel erkannt. Man stelle sich vor, das Prinzip der Polarität als komplementäres Zusammenspiel von Gegensätzen würde im täglichen Zusammenleben, in der Kultur, in der Politik, seine Wirkung erhalten.


Bedient sich der Künstler der statischen Fläche als Malgrund, um ein dynamisches Wechselspiel darzustellen, so ist das eine Paradoxie. Er kann nur eine momentane Konstellation bildnerisch darstellen, die auf dieses Wechselspiel verweist.


KARL HEINZ BASTIAN

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